Montag, 28. November 2011

Glücksprinzip

Carla & das Risiko - Eine Ulysses mäßiger Gedankenstrom (nur weniger literarisch wertvoll)


Wie viel mehr könnten wir erreichen, würden wir bloß ein wenig mehr Risiko eingehen?

Carla Birkeseas und ich sind oft einer Meinung. Nicht immer, aber oft. Heute nicht. Denn heute erzählte ich ihr, dass ich die Menschen manchmal nicht verstehe. Wieso setzten sich „Freunde“ manchmal so wenig füreinander ein? Warum setzten Menschen sich überhaupt füreinander so wenig ein? Auf ein konkretes Beispiel bezogen antwortete sie schlicht, dass es sie nicht interessiere. Was ich zunächst falsch aufgefasst hatte. Sie machte deutlich: Immer wenn du einem Menschen etwas Gutes oder dich für eine Verbesserung einsetzt tust wirst du enttäuscht. Aha.

Ich dachte darüber nach. Ja, auch mir war das oft genug passiert, als Mensch mit ausgeprägtem Helfersyndrom blieb das nun mal nicht aus und jedes Mal wenn es passierte fragte ich mich: Warum hast du dieser Person geholfen? Warum warst du nicht egoistisch genug „nein“ zu sagen und schon vorher zu erwägen, dass dieses Handeln einen Nachteil bergen könnte? Gute Frage. Ich mache gerne Menschen die ich mag glücklich, weil es mich glücklich macht. Also altruistischer Egoismus anstatt egoistischer Egoismus?

Eine gute Frage aber nicht mein Punkt. Mein Punkt soll nicht sein warum ich so handle. Es geht darum was passieren würde wenn mehr Menschen wie Carla denken und was passieren würde wenn mehr Menschen meine Meinung teilen.

Ja, ich bin eigensinnig und mehr Optimist als Realist, aber der Sinn bleibt der Gleiche. Carla meint: Ich mache nichts für die Anderen und werden nicht enttäuscht. Doch was wenn „die Anderen“ dann auch nichts mehr machen? Wenn sich keiner mehr um keinen kümmert? Wenn keiner mehr an den Anderen denkt sondern nur an sich und seine Bedürfnisse? Da erscheint die Welt doch ziemlich trostlos.

Klar kann man nun sagen: Man kann die Welt nicht in grau und bunt teilen, das versuche ich auch nicht. Nur wenn es mehr Carla Menschen gäbe, wäre das nicht die Konsequenz? Zum anderen Szenario. Menschen die sich für andere einsetzen, die sich aus dem Fenster lehnen und es in Kauf nehmen enttäuscht zu werden und Leuten helfen ohne je Dank dafür zu empfangen. Kann auch trostlos sein, aber nicht nur. Es kommt doch vor, dass etwas klappt, das man Dank empfängt, ein Lächeln, dass man einfach weiß dass man jemanden glücklich gemacht hat. Dieses Gefühl ist unbezahlbar und doch so leicht zu bekommen.

Denn seien wir mal ehrlich, so groß ist das von uns getragene Risiko doch nun auch wieder nicht oder? Wir riskieren vielmehr wenn wir uns tagtäglich im Straßenverkehr bewegen oder Nahrung zu uns nehmen. Oder hirnverblödende Fernsehserien schauen. Da kann es ja wohl nicht so schlimm sein eine Enttäuschung zu verkraften oder? Angesichts der täglichen Risiken ist unser Leben ohnehin schon nicht leicht, jedoch ist es möglich glücklich zu werden indem man das Glück mit anderen teilt, und dazu nimmt man nur ein kleines bisschen mehr Risiko auf sich. Also wenig Risiko für viel mehr Leben? Klingt doch eigentlich nach dem ganz guten Tausch.

Kein perfekter Text, bloß aus dem Affekt heraus geschrieben. Ein Risiko überhaupt damit anzufangen. Und doch: Fühle ich mich nun besser. Tausch von Risiko gegen Leben, kleiner hinkender Vergleich der doch auf seine verschrobene Art und Weise stimmt.

Für mich um 2 Uhr nachts macht das jedenfalls grade verdammt viel Sinn.

Olive you all